26. Juni 2023 Feuerwehr
Ein wenig mulmig dürfte Forstamtsleiter Lars Wagner und Dautphetals Bürgermeister Marco Schmidtke (parteilos) schon zumute gewesen sein, als sie miterleben mussten, wie „auf der Speiche“ im Wald oberhalb Holzhausens absichtlich ein Brand gelegt wurde und sich die Flammen durch das Totholz am Boden langsam voranfraßen.
Dennoch gaben sich beide gelassen. „Wir haben vollstes Vertrauen in unsere Feuerwehr“, betonten sie unisono. Denn ein Großaufgebot der Brandschützer stand im Hintergrund schon bereit, um im Ernstfall schnell eingreifen zu können. Sie waren aber auch Anlass für das vom Waldbrandteam Deutschland kontrolliert angelegte Feuer, das Teil einer Fortbildung für die heimischen Wehrleute war, die sogar Regierungspräsident Christoph Ullrich (CDU) dazu veranlasste, in Holzhausen vorbeizuschauen. Die Gefahr von Waldbränden werde aufgrund des Klimawandels mit zunehmenden Dürreperioden auch hierzulande immer weiter steigen, betonte Ullrich. Die Brände bei Cölbe und Haiger im vergangenen Jahr, von denen er sich auch selbst vor Ort ein Bild gemacht habe, seien nur zwei Beispiele dafür. „Deswegen ist es wichtig, dass unsere Feuerwehren sich auf solche Situationen vorbereiten“, betonte Ullrich.
Dautphetal gehe diesbezüglich vorbildlich voran, stellte Marco Schmidtke fest. Als Reaktion auf die steigende Waldbrandgefahr habe die Gemeinde zusammen mit ihren Feuerwehrleuten eine spezielle Arbeitsgruppe zu diesem Thema ins Leben gerufen und zusätzliche 30000 Euro in die Anschaffung von Material zur Waldbrandbekämpfung investiert. „Wir haben jede Ortsteilwehr mit zwei Löschrucksäcken mit je 20 Liter Wasser und einem Materialrucksack ausgestattet“, erklärte Gemeindebrandinspektor Marco Werner. Dadurch werde gewährleistet, dass im Brandfall beim Erstschlag mindestens sechs Löschrucksäcke sofort vor Ort sind und eingesetzt werden können. Zudem habe der in Holzhausen stationierte Katastrophenschutzzug dieselbe Ausrüstung, die er für den Landkreis vorhält, noch einmal für die eigene Gemeinde angeschafft. „Auf diese Weise wird gewährleistet, dass wir hier vor Ort weiter einsatzfähig bleiben, selbst wenn der KatS-Zug irgendwo anders im Einsatz ist“, erklärte Werner.
Neben dem reinen Material stufte der Gemeindebrandinspektor aber auch die Fortbildung durch das Waldbrandteam als enorm wichtigen Bestandteil des Konzepts ein. Das Waldbrandteam setzt sich aus Feuerwehrleuten aus ganz Deutschland zusammen, die sich speziell der Bekämpfung von Waldbränden verschrieben haben. Ihr Wissen geben sie bei solchen Schulungen nicht nur an andere Kameraden weiter, sondern setzen es auch bei realen Bränden im Ausland wie zuletzt etwa in Portugal ein. So zeigten die Experten den Dautphetaler Brandschützern etwa, wie sie einen Flächenbrand selbst dann unter Kontrolle bringen können, wenn nur eine begrenzte Menge Löschwasser zur Verfügung steht. Dazu muss zum Beispiel mit der Hilfe von Hacken und Äxten ein Riegel angelegt werden, den das Feuer auf seinem Weg nicht überwinden kann. Wie gut das tatsächlich funktioniert, demonstrierten die Waldbrandbekämpfer zuvor mit einem ebenfalls realen Flächenbrand auf einem Feld. „Das Feuer stoppte tatsächlich direkt an dem Riegel und konnte dann gelöscht werden“, berichtete Marco Werner. Freilich hänge der Erfolg einer solchen Methode auch von der Größe der Flammen ab, aber es sei beeindruckend gewesen zu sehen, wie punktgenau sich das Feuer kontrollieren lasse. Die Gewitter und der Regen der vergangenen Woche hätten zwar die Gefahr für einen Waldbrand ein wenig gemindert, stellte Forstamtsleiter Lars Wagner im Zuge der Übung fest. Dennoch bleibe sie aufgrund der allgemeinen Trockenheit auch weiter vorhanden und steige mit jedem Tag, an dem kein Regen fällt. Übungen wie diese seien deswegen für die Feuerwehren unverzichtbar, um sich auf den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall vorzubereiten.